Man braucht Handwerkszeug, damit es nicht knallt

Carina Dirksen leitet Deeskalationsschulungen im junikum. Fotos: junikum, Pixabay

Was Pädagog*innen in eska­lie­ren­den Situa­tio­nen tun und wie sie prä­ven­tiv han­deln kön­nen, wird im juni­kum in Dees­ka­la­ti­ons­schu­lun­gen ver­mit­telt. Cari­na Dirk­sen ist davon über­zeugt, dass man mit Wor­ten und der eige­nen Stim­me eska­lie­ren­de Situa­tio­nen vor­beu­gen kann.

Kurz nach mei­nem Berufs­prak­ti­kum habe ich zum ers­ten Mal an einer Dees­ka­la­ti­ons­schu­lung im juni­kum teil­ge­nom­men. Ich fand das The­ma damals schon sehr span­nend und ich erin­ne­re noch, dass wir alle sehr viel Spaß dabei hat­ten.“, erzählt Cari­na Dirk­sen. Das ist inzwi­schen über 10 Jah­re her. Jetzt hat sie ihre Aus­bil­dung als Trai­ne­rin bei Pro­De­Ma® (Insti­tut für Pro­fes­sio­nel­les Dees­ka­la­ti­ons­ma­nage­ment) abgeschlossen.

Der Selbst­schutz steht an ers­ter Stel­le. Und ich muss die Not des Kin­des verstehen.

Im päd­ago­gi­schen All­tag gibt es immer wie­der Kon­flik­te, die sehr mas­siv wer­den kön­nen. Beson­ders, wenn Kin­der oder Jugend­li­che ihre emo­tio­na­len Affek­te nicht gut regu­lie­ren kön­nen. Das kann die Fach­kräf­te auch an ihre per­sön­li­chen Gren­zen brin­gen. Wenn Cari­na Dirk­sen berich­tet, wird ihre Begeis­te­rung für das The­ma spür­bar: „Mich fas­zi­niert beson­ders die Hal­tung. Zu ver­ste­hen, dass das Kind mir per­sön­lich nicht scha­den oder mich ver­let­zen möch­te, son­dern dass es in dem Moment gera­de nicht anders kann.

Die erfah­re­ne Päd­ago­gin weiß, wel­ches ‚Hand­werks­zeug‘ es dafür gibt: „An ers­ter Stel­le steht der Selbst­schutz: Bevor es für mich brenz­lig wird und ich das Kind noch mehr unter Druck set­ze, ist es hilf­reich, dass ich mich zurück­zie­he. Als zwei­tes muss ich das Kind in sei­ner Situa­ti­on ver­ste­hen wol­len. Dann kann ich auch mit mei­ner Stim­me und mit mei­nen Wor­ten ganz viel errei­chen und den Kon­takt zum Kind bewusst gestal­ten.“

Schu­lung in Dees­ka­la­ti­on und der kon­ti­nu­ier­li­che Aus­tausch mit den Kolleg*innen

Doch so selbst­ver­ständ­lich wie sie davon berich­tet, wird dies in der Umset­zung nicht sein. Dirk­sen stimmt zu: „Genau des­halb bie­ten wir im juni­kum vier­mal im Jahr die drei­tä­gi­gen Dees­ka­la­ti­ons­schu­lung an. Seit dem Früh­jahr lei­te ich die Schu­lun­gen zusam­men mit Tho­mas Reil, der die Schu­lun­gen zuletzt als ein­zi­ger Trai­ner durch­ge­führt hat.

Mit der Schu­lung allein ist es aber nicht getan. Cari­na Dirk­sen betont, dass auch der Aus­tausch unter den Kolleg*innen über her­aus­for­der­dern­de Situa­tio­nen wich­tig ist. Dar­über kann die eige­ne Hal­tung gebil­det wer­den und gera­de neue Kolleg*innen kön­nen viel von den „alten Hasen“ lernen.

Kör­per­li­che Inter­ven­tio­nen wer­den trans­pa­rent doku­men­tiert und mit dem Kind bespro­chen. Wenn ein/e Mitarbeiter*in kör­per­lich inter­ve­niert hat, indem sie/er das Kind zum Bei­spiel fest­ge­hal­ten hat, muss dies immer pro­to­kol­liert wer­den. Die­se Inter­ven­ti­on wird danach auch mit dem Kind bespro­chen. War­um dies so wich­tig ist, erklärt Cari­na Dirk­sen so: „Die Refle­xi­on dient zum einem der Kolleg*in, um sich ihres Han­delns bewusst zu wer­den. Dar­über hin­aus hilft es, das Kind in sei­ner ‚Not‘ zu ver­ste­hen. Nicht zuletzt ist es jedoch wich­tig, dass das Kind befä­higt wird über sei­ne Befind­lich­keit zu spre­chen. Wenn wir dann noch mit­ein­an­der bespre­chen kön­nen, was bei­de Sei­ten in ähn­li­chen Situa­tio­nen künf­tig ver­än­dern kön­nen, haben wir ganz viel erreicht.“
 


 

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