Liebe Besucher*innen,
es fällt uns schwer, die richtigen Worte zu finden, aber wir stellen uns unserer Verantwortung. Wir, das heutige junikum, wollen uns offen zu den beschämenden Vorfällen in der Geschichte des Kinderheims St. Agnes äußern.
Gewalt und sexueller Missbrauch beschäftigen die stationäre Jugendhilfe seit Langem. Diese Auseinandersetzung ist für uns besonders wichtig. Vor allem mit dem Blick darauf, wie wir heute sichere Orte für Kinder und Jugendliche schaffen können.
Viele Betroffene haben in den letzten Jahren den Mut gefunden, über ihre Vergangenheit zu sprechen und Solidarität erfahren. Als heute Verantwortliche möchten wir Sie ausdrücklich zur Kontaktaufnahme ermutigen.
Wir erkennen das Geschehene an
Wir wissen, dass es in der Vergangenheit unserer Einrichtung zu schweren Grenzverletzungen und sexuellem Missbrauch kam. Wir wissen insbesondere von zwei Therapeuten (darunter ein Priester), einem Mitarbeiter und einem Ehrenamtlichen, die Täter waren. Zudem haben die damaligen Verantwortlichen nicht angemessen auf Hinweise reagiert und den notwendigen Schutz der Kinder und Jugendlichen nicht gewährleistet.
Betroffene berichten auch davon, dass Medikamente missbräuchlich eingesetzt wurden, um Kinder und Jugendliche ruhigzustellen oder zu kontrollieren. Dieses Leid wurde bereits in einer wissenschaftlichen Studie aufgearbeitet.
Wir übernehmen Verantwortung und bitten um Entschuldigung
Wir, die heutigen Verantwortlichen, übernehmen dafür uneingeschränkt die Verantwortung. Wir bedauern zutiefst, dass das körperliche und seelische Wohl von Kindern und Jugendlichen durch Mitarbeitende des Kinderheims St. Agnes verletzt wurde. Uns ist bewusst, dass viele bis heute unter den Folgen leiden.
Wir müssen auch selbstkritisch festhalten: Die Aufarbeitung unserer Vergangenheit ist anfangs nicht konsequent und schnell genug vorangegangen.
Wir entschuldigen uns ausdrücklich bei den Betroffenen für das erlittene Leid und für die Versäume in der Aufarbeitung.
Wir wollen dies heute anders machen.
Unser konkretes Angebot: zuhören und begleiten
Wir bieten Ihnen an:
- Gespräche, in denen wir Ihnen zuhören
- Individuelle Beratung und Begleitung durch verschiedene Ansprechpartner*innen
- Einsicht in alle vorhandenen Unterlagen, auch wenn leider nur wenige Akten erhalten geblieben sind
- Unterstützung bei Fragen oder weiteren Schritten
Der bisheriger Weg
Ende 2022/Anfang 2023 wurden wir vom Interventionsbeauftragten des Bistums Münster über finanzielle Anerkennungsleistungen informiert. Das war für uns ein wichtiger Anstoß, uns offen mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Wir haben Aufrufe in der Presse und in den sozialen Medien veröffentlicht, um das Thema bewusst in die Öffentlichkeit zu bringen. Unser Ziel war und ist es, Betroffenen, Angehörigen und ehemaligen Mitarbeiter*innen Angebote zu machen und ihre Erfahrungen besser zu verstehen.
Wir ermutigen zur vertraulichen Kontaktaufnahme
Wir möchten allen Menschen, die mit dem Kinderheim St. Agnes (heute junikum GmbH) in Verbindung standen oder stehen, die Möglichkeit zum Gespräch geben. Unser Angebot richtet sich ausdrücklich an Betroffene sexualisierter Gewalt sowie an Angehörige, nahestehende Personen und ehemalige Mitarbeiter*innen.
Über die nachfolgenden Kontaktmöglichkeiten können Sie entscheiden, ob Sie ein persönliches Gespräch oder eine anonyme Meldung wünschen. Unsere Ansprechpartner*innen, sowohl interne als auch externe Personen, hören Ihnen zu, nehmen Ihre Anliegen ernst und begleiten Sie bei möglichen nächsten Schritten.
Interne Ansprechpartner*innen für persönliche Erfahrungen
Unsere internen Ansprechpartner*innen sind direkt im junikum tätig. Sie stehen Ihnen für Gespräche zur Verfügung, hören Ihnen zu und nehmen Ihre Erfahrungen ernst. Sie sind für Sie da, wenn Sie Fragen haben, Orientierung suchen oder über persönliche Erlebnisse sprechen möchten. Ziel ist, einen ersten sicheren Rahmen zu schaffen, in dem Sie Ihre Anliegen mitteilen können.
Wolfgang Bröer
Geschäftsführer
Klein-Erkenschwicker-Str. 17
45739 Oer-Erkenschwick
Telefon: 02368 81854–31
Telefax: 02368 81854–48
Mobil: 0151 46740522
E‑Mail: aufarbeitung@junikum.de.
.
Annika Overhaus-Nowak
Familientherapeutin
Klein-Erkenschwicker-Str. 17
45739 Oer-Erkenschwick
Mobil: 0170 7939598
E‑Mail: aufarbeitung@junikum.de.
.
Externe Ansprechpartner*innen bei (sexualisierter) Gewalt
Unsere bekannten Ansprechpersonen für Ihre Geschichten und Lebensbiographien sind selbstverständlich weiterhin für Sie da. Ergänzend dazu möchten wir Ihnen Menschen vorstellen, die sich speziell dem Thema (sexualisierte) Gewalt widmen. Sie nehmen sich Zeit, hören Ihnen zu und überlegen mit Ihnen gemeinsam, welche Schritte hilfreich sein können.

Monika Brüggenthies
Caritasverband für die Diözese Münster e.V.
Telefon: 0251 8901–264
E‑Mail: brueggenthies@caritas-muenster.de
UKA im Bistum Münster
Jochen Elte, Dipl.-Psych. und Mitarbeiter der Unabhängigen Kommission für Anerkennung (UKA), bietet Ihnen eine persönliche Begleitung an. Er geht die nächsten Schritte gemeinsam mit Ihnen und unterstützt Sie dabei, Orientierung zu finden.
Ansprechpartner zu Anerkennungsleistungen
Der Deutsche Caritasverband ist dem Verfahren der Deutschen Bischofskonferenz zur Anerkennung des Leids für Betroffene von sexuellem Missbrauch beigetreten. Weiterführende Informationen zu “Leistungen in Anerkennung des Leids” im Bistum Münster finden Sie hier:
https://www.bistum-muenster.de/sexueller_missbrauch/leistungen_in_anerkennung_des_leids
Wenn nach einem Anerkennungsverfahren noch finanzielle Forderungen bestehen, können Sie sich mit Ihren Forderungen an die Anwaltskanzlei Berntzen wenden.
Wir haben gemeinsam mit der Kirchengemeinde St. Josef in Oer-Erkenschwick die Anwaltskanzlei beauftragt.

Rechtsanwalt Prof. Dr. Dr. Christian Bernzen
BERNZEN Rechtsanwälte – Partnerin der Sozialwirtschaft
Mönckebergstraße 19
20095 Hamburg
Telefon: 040 87 20 996–0 (Markku Burghold)
E‑Mail: hamburg@bernzen-partner.de
Web: www.bernzen-partner.de
Bitte beachten Sie:
Über das Anerkennungsverfahren hinaus sind keine weiteren, freiwilligen Zahlung möglich. Weitere Ansprüche können ausschließlich auf dem Klageweg verfolgt werden.
Ansprechpersonen für das Bistum Münster bei Fällen sexuellen Missbrauchs
Von sexuellem Missbrauch betroffene Menschen, die mit ihrem Anliegen, ihren Sorgen und Nöten Hilfe vom Bistum Münster erwarten, können sich an eine der auf der Webseite vorgestellten Ansprechpersonen wenden. Die Ansprechpersonen sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Sie geben nur die Informationen weiter, von denen die betroffenen Menschen dies auch wollen. Ansprechbar sind auch die auf der Webseite genannten weisungsunabhängigen Interventionsbeauftragten des Bistums.
Die Ansprechpersonen für das Bistum Münster und die Interventionsbeauftragten erreichen Sie über diese Webseite:
www.bistum-muenster.de/sexueller_missbrauch/ansprechpersonen_bei_faellen_sexuellen_missbrauchs
Anonymes Meldeportal
Wenn es Ihnen ein Anliegen ist Ihr Erleben, Ihre Erfahrungen oder Beobachtungen im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche oder der Caritas im Bistum Münster anonym zu teilen, können Sie dafür das anonyme Meldeportal des Bistums Münster nutzen:
https://anonymmissbrauchmelden.integrityline.com
Dort können Sie aktuelle Situationen melden oder auch solche, die schon lange zurückliegen. Seitens der Stabsstelle Intervention und Prävention oder auch anderer Stellen im Bistum Münster besteht keinerlei Möglichkeit Ihre Identität festzustellen.
Eingehende anonyme Meldungen können ausschließlich von Mitarbeitenden der Interventionsstelle des Bistums Münster geöffnet und bearbeitet werden. Wer dort tätig ist können Sie auf der Webseite in Erfahrung bringen:
https://www.bistum-muenster.de/sexueller_missbrauch/intervention_im_bistum_muenster
Beratungsstellen für Betroffene
Vielleicht sind Sie sich noch gar nicht sicher, ob Sie mit Ihrem Erleben, Ihren Erfahrungen oder Ihren Beobachtungen von (sexualisierter) Gewalt Kontakt zu einer der oben genannten Personen oder Stellen aufnehmen möchten. Für ein vertrauliches Gespräch, in dem Sie sich möglicherweise auch zum ersten Mal jemandem anvertrauen, kann auch eine Beratungsstelle oder Selbsthilfegruppe den für Sie passenden Rahmen bieten. Beratungsstellen finden Sie vor Ort, in der Region oder über Beratungsportale. Auch Telefongespräche oder Formen der digitalen Beratung sind möglich. Zum Beispiel:
ZARTbitter e.V.
Kontakt- und Informationsstelle gegen sexualisierte Gewalt
Telefon: 0221 31 20 55
www.zartbitter.de
Weißer Ring
Hilfeorganiation für Kriminalitätsopfer und ihre Familien
Telefon: 116 006
www.weisser-ring.de
Verein ehemaliger Heimkinder e.V.
www.veh-ev.eu
Telefonseelsorge
Telefon: 0800 / 111 0 111
Telefon: 0800 / 111 0 222
www.telefonseelsorge.de
Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch
Telefon: 0800 22 55 530
www.hilfe-portal-missbrauch.de/hilfe-telefon
Opferschutzportal Nordrhein-Westfalen
www.opferschutzportal.nrw
Link zur Studie “Missbräuchlicher Einsatz von Medikamenten an Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen seit der Gründung des Landes bis in die 1980er Jahre”, veröffentlicht 2025 vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen


